Historie der Wehr

Feuerwehr Büschdorf seit 1912

Die Gründung unserer Feuerwehr fiel in eine Zeit, wo Deutschland noch Kaiserreich und Büschdorf eine selbständige Saalkreisgemeinde war.

Im Verlauf ihrer weiteren Geschichte war sie stets mit den Vorzügen und Nachteilen der jeweiligen Systeme und Gegebenheiten konfrontiert.

So ist es bis heute geblieben.

Interessant bei der etwas näheren Betrachtung ist, daß sich einige Problemfelder wie ein "roter Faden" durch die ganze Geschichte ziehen, wenn auch stets aus anderem Grund.

Zwangen damals die Kriegshandlungen die Kameraden, der Wehr zumindest befristet den Rücken zu kehren, sind es heute oft fehlende Arbeitsmöglichkeiten vor Ort oder wenigstens in der näheren Umgebung. Während die Ausstattung mit Ausrüstung und Material in der jetzigen Ära insbesondere durch knappe öffentliche Kassen beeinträchtigt wird, war es zu DDR-Zeiten die mangelnde Verfügbarkeit des Material an sich.

In den drei nebenstehenden Kapiteln soll, soweit es vorhandene Unterlagen hergeben, etwas Hintergründiges über die Wehr dargestellt werden.


Leider liegt dem Ersteller dieser Seite nur wenig Bildmaterial -in bescheidener Qualität- vor. Dennoch nachfolgend ein paar Pics, einer Broschüre aus den 1980er Jahren mühsam abgerungen.

Auszug aus dem Adreßbuch der Stadt Halle 1915

 

 

 

Von der Gründung 1912 bis 1945

Die Anfänge des Feuerwehrwesens in Büschdorf reichen bis ins Jahr 1875 zurück. In diesem Jahr nahm die Gemeinde eine Handdruckspritze mit Pferdezug, gefertigt in Bitterfeld, in Betrieb.

Untergestellt war diese in einem eigens dafür hergerichteten Spritzenhaus in der heutigen Käthe-Kollwitz-Straße.

Im Gegensatz zu heute, wo die Kameraden per Funk zum Einsatz gerufen werden, übernahm damals das Glockengeläut der Kirche die Alarmierung. Jede Woche war ein Bauer an der Reihe, das Pferdegespann für die Spritze zu stellen.

Dieses System schien bis gegen Ende des 19. Jahrhunderts ausreichend gewesen zu sein. Büschdorf, übrigens erst 1950 nach Halle eingemeindet, war bis dahin landwirtschaftlich geprägt.
Allerdings begannen sich zu dieser Zeit mehr und mehr auch Industriebetriebe anzusiedeln, zum Teil mit erhöhtem Brandgefahrenpotential, wie etwa Eisengießereien.

Initiativen in den 1890er Jahren, diesen Gefahren durch Aufbau einer "richtigen" freiwilligen Feuerwehr entgegen zu treten, scheiterten jedoch schon im Projektierungsstadium.

Auf Anregung eines überparteilichen Ortsvereins fand schließlich am 06. November 1912 in der damaligen "Obstweinschänke zur Birke", heute nach vielen Zwischenstationen wieder eine Gaststätte ("Büschdorfer Hof"), die Gründung der Freiwilligen Feuerwehr Büschdorf statt.
Zunächst zählte sie 31 aktive und 12 passive Mitglieder.
Erster Ortswehrleiter war der Fabrikant Max Jänicke.

Während des bald nach der Gründung ausgebrochenen ersten Weltkriegs schrumpfte die Stärke der Wehr sehr stark, da etliche Kameraden zum Kriegsdienst eingezogen wurden. So konnten beispielsweise bei einem Brand auf einem Fabrikgelände am 24. Januar 1917 nur noch ganze 7 Mann das Feuer bekämpfen.

Ein paar Jahre später, Ende 1922, konnte die Wehr ein neues Domizil in der heutigen Käthe-Kollwitz-Straße / Ecke Friedhofstraße beziehen, es wurde ein Lkw ("Adler") und eine Motorspritze mit einer Nennförderleistung von 800 l pro Minute beschafft und nicht zuletzt auf dem Gelände der heutigen Grundschule ein Schlauchturm errichtet.

Den Umständen der Zeiten des Nationalsozialismus konnte sich die Wehr nicht verschließen. Als öffentlichkeitswirksame Einrichtung wurde sie sowohl zu Propagandazwecken als auch kriegsvorbereitenden Maßnahmen herangezogen.
Zu dieser Zeit war es bereits mehr als 10 Jahre nicht mehr zu größeren Feuern im Einzugsgebiet der Wehr gekommen, bis es dann Mitte der 1930er Jahre wieder zu mehreren derartiger Ereignisse kam. So verzeichnete man am 07. September 1934 einen Ölbrand bei der "Technischen Chemikalien-Compagnie G.m.b.H." (gelegen in der heutigen Fiete-Schulze-Straße), am 14.07.1935 und 31.08.1936 zwei Brände auf Lagerplätzen der Deutschen Reichsbahn sowie im Juni 1937 ein Großfeuer auf dem halleschen Güterbahnhof.

Im weiteren Verlauf der 1930er Jahre zog die Wehr abermals um, zum heutigen Anwesen in der Delitzscher Straße, damals noch Hallesche Straße genannt. Das bisherige Gerätehaus wurde jedoch noch weiter mit von der Wehr benutzt. Zu dieser Zeit hielten ebenfalls die ersten Hydranten in Büschdorf Einzug. Ihre Installation wurde notwendig, da die bisher genutzten Teiche und Hausbrunnen aufgrund der Bergbauaktivitäten (Braunkohleförderung im Tagebau des heutigen "Hufeisensees") und des damit einhergehenden Absinkens des Grundwasserspiegels immer weniger ergiebig waren.

Kurz vor Ausbruch des 2. Weltkriegs wurde der alte "Adler"-Lkw verschrottet und ein gebrauchter Pkw "Horch" beschafft, der von der Wehr zu einem Mannschaftswagen umgebaut und mit einer Anhängerzugvorrichtung ausgestattet wurde. Mit dieser wurde die auf einem Lafettengestell montierte Motorspritze mitgeführt. Später, bereits nach Kriegsbeginn, erwarb die Gemeinde noch einen gebrauchten Lkw als zweites Fahrzeug. Auf diesem montierte man später den Pumpenteil des Motorspritzenanhängers, nachdem dieser einen Achsbruch erlitten hatte.

Der Krieg brachte auch für die Wehr und ihre Angehörigkeiten viele Entbehrungen mit sich. Wurde Fliegeralarm ausgelöst, mußte das Gerätehaus bis zur Entwarnung besetzt werden. Dies kam mehrmals in der Woche, vor allem nachts, vor. Natürlich wurden auch im zweiten Weltkrieg wieder Kameraden eingezogen, so daß es zunehmend komplizierter wurde, den Wehrbetrieb aufrecht zu erhalten und die Fahrzeuge zu besetzen. Später wurden selbst Kinder und Jugendliche zum Feuerwehrdienst verpflichtet!

Büschdorf selbst blieb bis auf Ausnahmen weitgehend von Zerstörungen verschont und kam damit wie die Stadt Halle vergleichsweise glimpflich davon.